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12. Januar 2009

Zum Glück kein Gedenkjahr 2009!

Wieder einmal haben wir ein Gedenkjahr über die Bühne gebracht. Erleichterung allenthalben. An Gedenkjahren mangelt es ja nicht, vor allem wenn eine "5" (1945, 1955, 1995) oder eine "8" (1848, 1918, 1938) am Schluss stehen. Es gibt dann jeweils Unmenegen an Fernsehsendungen, Publikationen, Ausstellungen, Veranstaltungen ... Die Erfolge der "Besinnung auf die Geschichte" sind allerdings oft sehr zweifelhaft!
Immerhin einiges aus dem vergangenen Jahr könnte Bestand haben: In Wien soll ein Simon-Wiesenthal-Institut für Holocaust-Studien enststehen und noch heuer den Betrieb aufnehmen, das angekündigte "Haus der Geschichte" allerdings stellt nach der noch bis Ostern zugänglichen, leider aber völlig missglückten Karner-Ausstellung im Parlament eher eine gefährliche Drohung dar.
Noch immer keine Lösung gibt es zudem für die jüdischen Friedhöfe, die oft in einem erbärmlichen Zustand sind, noch immer keine Lösung gibt es für die überholte und inzwischen schon peinliche österreichische Ausstellung in der Gedänkstätte in Auschwitz (meine Anfrage an den Bundeskanzler harrt noch einer Beantwortung), noch immer gibt es keine Neugestaltung der KZ-Gedenkstätte in Mauthausen.
Doch man soll nicht nur die verpassten Chancen sehen, sondern auch das Positive. Oliver Rathkolb, Vorstand des Instituts für Zeitgeschichte der Universität Wien, weist zurecht darauf hin und hat Positives und Negatives des abgelaufenen Gedenkjahres im ORF-Interview auf den Punkt gebracht: "Es gab keine übersteigenden, hyperpatriotischen, naiven Zugänge zu diversen Jahrestagen." Ist ja auch schon was!

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Kommentare
Historikerkollege (Gast) - 12. Jan, 16:27

Nit lugg lo, Harald!

Auch 2009 muß von uns selbstgerechten Geschichtsmasochisten weiter aufgeklärt, gedacht, aufgearbeitet, bewältigt, gemahnt, angeklagt und wiedergutgemacht werden, denken wir allein an den April (120. Hitler-Geburtstag) oder an den September (70. Jahrestag des Kriegsausbruches)!
Und das Ergebnis der NR-Wahlen läßt ja auch keinen anderen Schluß zu, als dass demnächst in Österreich wieder der Faschismus ausbricht und Mauthausen reaktiviert wird . . .

p.s.: ist mir etwas entgangen?? - was ist 1995 für ein Jahr, an das man "gedenken" sollte (außer das in diesem Jahr meine Schwiegermutter verstorben ist, was für mich persönlich nur ein Gedenkjahr ist)

elisabeth Holzer (Gast) - 12. Jan, 16:46

Zeitgeschichte lernen

Lieber anonymer Historiker, der 50. Jahrestag des Endes des zweiten Weltkrieges ist m.E schon des Gedenkens wert.
Ich war damals zwar erst 6 Jahre alt, die Bedeutung des Ereignisses war mir nach den Erlebnissen der Kriegshandlungen aber sehr klar und ist mir lebhaft in Erinnerung geblieben.
Besonders, weil nach wie vor viele ÖsterreicherInnen dieses Ereignis nicht als Befreiung sondern ausschließlich als Besatzung definieren.
harald.walser - 12. Jan, 16:58

Nicht für jeden ist der Beitritt zur EU

im Jahr 1995 ein Grund zum Feiern - für mich schon! Es trauern und feiern in diesem Land immer Menschen unterschiedlicher Grundhaltungen zum selben Termin! "Historikerkollege" verdrängt ihn gleich mal!
Historikerkollege (Gast) - 12. Jan, 21:26

Lernen SIE lesen, liebe Frau Holzer!

Ich bin doch - wie geschrieben! - GeschichtsMASOCHIST und gedenke deshalb grundsätzlich keiner erfreulicher geschichtlicher Daten - und die beiden (von Ihnen und dem Kollegen Dr. Walser) erwähnten Ereignisse waren doch erfreulich!
Klaus Bechter (Gast) - 12. Jan, 18:28

Ein typischer "Walser"

Ich verstehe Sie richtig?: Der „schwarze“ Karner hat 2008 im Gegensatz zum „rot-grünen“ Rathkolb als Historiker versagt!
Nehmen Sie doch endlich (noch dazu als Wissenschaftler, als der Sie sich verstehen??) Ihre parteipolitische Brille ab - die Güte der Karner-Ausstellung im Parlament ist anerkannt* und gerade SIE sollten eigentlich wissen: „jedem recht getan, ist eine Kunst die niemand kann!!“
Fazit: Machen Sie sich sinnvollererweise Sorgen um den Zustand der Grünen, die defakto führungslos sind und in der Öffentlichkeit als chaotischer, zerstrittener "Haufen" wahrgenommen werden!!

*außer bei den immer gleichen Berufsnörglern und grünen Jammerlappen (die kindisch beleidigt sind, da sie in der Schau nach ihrem Geschmack als Grüne zu wenig Erwähnung finden und der NS/Holocaust sachlich, angemessen und nicht als DAS zentrale, alles dominierende Thema von „90 Jahre Republik“ abgehandelt wird - übrigens: ich habe die Ausstellung gesehen, da ich beruflich in Wien war, sie ist ausgezeichnet!!!!)

M. Bolter (Gast) - 12. Jan, 19:41

Zustimmung, Herr Bechter!

Finde es auch echt übel, dass die Grünen (Dr. Walser mit voran) sogar eine solche, vom Bundespräsidenten abwärts hoch gelobte Ausstellung in den engstirnigen Partei Hick-Hack hineinziehen müssen ... beschämend!!
Wieder ein Beitrag dazu, dass die Politiker das mit Abstand schlechteste (Berufs)-Image haben!!!
Andreas Hofer (Gast) - 12. Jan, 18:44

Schärfster Protest!!!!!!!

ZUM GLÜCK KEIN GEDENKJAHR 2009?????
Wir TirolerInnen gedenken 2009 dem 200. Jahr der Befreiungskriege von 1809!!!
Lassen Sie sich nach DIESER Aussage in Tirol in nächster Zeit nur ja nicht blicken, Sie..., Sie..., Sie... .... Sie komischer Gsiberger, Sie!!!!

RogerRoger (Gast) - 12. Jan, 19:35

Wir Tiroler...

... sollten besser dem KRIEG 1809 gedenken und das Thema Hofer ENDLICH kritisch aufarbeiten, für was für Werte Hofer und die Führungsgruppe des Aufstandes damals vertrat, ob ob diese heute Feiernswert sind.
Klarerweise kann man viele Dinge als positiv hervorheben, aber ich persönlich fürchte mich wieder einmal für einer totalen Verklärung...
M. Bolter (Gast) - 12. Jan, 19:50

IRRTUM!!

Sorry, Hofer und seine Mander führten einen BEFREIUNGSkrieg gegen Aggressoren, der moralisch gerechtfertigt war und ist und auf Ihre kritischen Anmerkungen zu Andreas Hofer bin ich gespannt!!
Ich möchte eher das Kapitel NAPOLEON endlich kritisch aufgearbeitet sehen. Napoleon war der Hitler (abzüglich Holocaust) des 19. Jahrhunderts und wird heute verherrlicht, als sei er der Heilsbringer Frankreichs und Europas gewesen...!!!
Vielleicht kann Sie aber auch zusätzlich der Historiker Dr. Walser an dieser Stelle aufklären!
wome (Gast) - 12. Jan, 22:44

kein Gedenkjahr 2009?

na ja, sehr standpunktbezogen. immerhin 2009 ist 70 Jahre kriegsbedinn 2. wk. find ich mindestens so bedenkenswert wie 70 jahre "anschluss"
und dann eben 1809. nicht nur haydn sondern auch bergisel-kämpfe und dann 2010 wird so richtig mythisch: 200 jahre a. hofer hinrichtung
und dann habe ich noch eine menge lokaler ereignisse vergessen, die vorarlberger natürlich nicht zu interessieren brauchen, aber dafür gibt's google und wikipedia

RogerRoger (Gast) - 12. Jan, 22:47

Sg. Bolter, soweit man einen Krieg als "gerechtfertigt" ansehen kann bin ich mit ihnen auf einer Schiene.
Aus der damaligen Sicht - und auch aus der heutigen - war Frankreich und seine Klientel sicherlich die Aggressoren, und der massive Tirolweite Aufstand war und ist ohne Zweifel ein Ereignis welches einer genaueren historischen Betrachtung würdig ist.

Nur muss man folgendes bedenken: Ist das Weltbild dass Hofer, Haspinger und Co. vertraten, nämlich einen - nach heutigen termini bezeichneten - "Gottestaat" Tirol, der sich gegen die Aufklärerischen Elemente die aus Frankreich kamen (und mag der Krieg den Napoleon leider mit sich brachte noch so schrecklich gewesen sein - auf der Ebene der Theorie und Ideengeschichte bildete und bildet die Epoche der Aufklärung den Grundpfeiler unserer heutigen Gesellschaft!) auf reaktionärste Art und Weise wehrte. Weiters kam es im Zuge des "Befreiungskrieges" zu den üblichen Plünderungen, Ermordungen an Kollaborateuren, und Feld- und Plünderzügen nach Südbayern, die nur schwer zu einem Befreiungskrieg passten.

Nur weil dieser Krieg "moralisch gerechtfertig" war, darf man ihn nicht verklären und muss ihn auch aus der heutigen Zeit betrachten.

harald.walser - 12. Jan, 22:58

In die Nesseln gesetzt?

Eines gebe ich zu: Ein Vergleich Rathkolb und Karner macht (nicht nur mich) sicher!
Und obwohl ich den Hofer und das 1809er-Jahr glatt vergessen habe (oder gar wollte?): Ich traue mich nicht nur trotzdem "ins Tirol", ich bin derzeit mitten drin (in Innsbruck) - und fühl mich sehr wohl dabei. Übrigens: Dem Reaktionär und Großayatollah Hofer stelle ich als stolzer Gsiberger unseren fast völlig unbekannten Dr. Anton Schneider gegenüber: ebenfalls Führer eines Aufstands gegen die "Fremdherrschaft", aber mit liberalem und fortschrittlichem Gedankengut. Und eben deshalb von der Geschichtsschreibung nahezu völlig ignoriert.
Zudem gibt es wohl in jedem Jahr Gedenktage - wir wollen aber nicht immer gleich ein Gedenkjahr daraus machen.

Andreas Hofer (Gast) - 12. Jan, 23:50

!!!

Wenn Sie mich noch einmal in Ihrer aus dem (partei)politischen Disput bekannten untergriffigen und beleidigenden Art einen "reaktionären Großayatollah" schimpfen, Sie sonderbarer Eindringling aus dem Ländle, werde ich meine Mander in Bewegung setzen und Sie sofort aus dem heiligen Land entfernen - da kenne nicht nur ich kein Erbarmen und null Toleranz!!
Schwarze Nachteule (Gast) - 13. Jan, 02:41

AUCH MICH ...

... macht der Vergleich sicher - Kramer ist DIE Instanz u.a. in Sachen österr. Zeitgeschichte, Rathkolb kann ihm nicht annähernd das Wasser reichen und fällt eigentlich nur durch parteipolitisch gefärbte Polemik und ahistorische Einseitigkeiten hin und wieder unangenehm auf - ich erinnere z.B. an seine für einen Geschichtswissenschaftler peinliche Behauptung, der Bau der Reichsautobahnen war Teil der Vorbereitung auf den II. Weltkrieg!
Kurt Greussing (Gast) - 13. Jan, 12:38

Zum Nachlesen

... Die Tiroler sind schön, heiter, ehrlich, brav, und von unergründlicher Geistesbeschränktheit. Sie sind eine gesunde Menschenrasse, vielleicht weil sie zu dumm sind, um krank sein zu können. Auch eine edle Rasse möchte ich sie nennen, weil sie sich in ihren Nahrungsmitteln sehr wählig und in ihren Gewöhnungen sehr reinlich zeigen; nur fehlt ihnen ganz und gar das Gefühl von der Würde der Persönlichkeit. Der Tiroler hat eine Sorte von lächelndem humoristischen Servilismus, der fast eine ironische Färbung trägt, aber doch grundehrlich gemeint ist. Die Frauenzimmer in Tirol begrüßen dich so zuvorkommend freundlich, die Männer drücken dir so derb die Hand, und gebärden sich dabei so putzig herzlich, daß du fast glauben solltest, sie behandelten dich wie einen nahen Verwandten, wenigstens wie ihresgleichen; aber weit gefehlt, sie verlieren dabei nie aus dem Gedächtnis, daß sie nur gemeine Leute sind, und daß du ein vornehmer Herr bist, der es gewiß gern sieht, wenn gemeine Leute ohne Blödigkeit sich zu ihm herauflassen. Und darin haben sie einen naturrichtigen Instinkt; die starrsten Aristokraten sind froh, wenn sie Gelegenheit finden zur Herablassung, denn dadurch eben fühlen sie, wie hoch sie gestellt sind. Zu Hause üben die Tiroler diesen Servilismus gratis, in der Fremde suchen sie auch noch dadurch zu lukrieren. Sie geben ihre Persönlichkeit preis, ihre Nationalität. Diese bunten Deckenverkäufer, diese muntern Tiroler Bua, die wir in ihrem Nationalkostüm herumwandern sehen, lassen gern ein Späßchen mit sich treiben, aber du mußt ihnen auch etwas abkaufen.
...
Oft hob sich auch mein Herz, und trotz dem schlechten Wetter klomm es zu den Leuten, die ganz oben auf den Bergen wohnen, und vielleicht kaum einmal im Leben herabkommen, und wenig erfahren von dem, was hier unten geschieht. Sie sind deshalb um nichts minder fromm und glücklich. Von der Politik wissen sie nichts, als daß sie einen Kaiser haben, der einen weißen Rock und rote Hosen trägt; das hat ihnen der alte Ohm erzählt, der es selbst in Innsbruck gehört von dem schwarzen Sepperl, der in Wien gewesen. Als nun die Patrioten zu ihnen hinaufkletterten und ihnen beredsam vorstellten, daß sie jetzt einen Fürsten bekommen, der einen blauen Rock und weiße Hosen trage, da griffen sie zu ihren Büchsen, und küßten Weib und Kind, und stiegen von den Bergen hinab, und ließen sich totschlagen für den weißen Rock und die lieben alten roten Hosen.
Im Grunde ist es auch dasselbe, für was man stirbt, wenn nur für etwas Liebes gestorben wird, und so ein warmer, treuer Tod ist besser, als ein kaltes, treuloses Leben. Schon allein die Lieder von einem solchen Tode, die süßen Reime und lichten Worte erwärmen unser Herz, wenn feuchte Nebelluft und zudringliche Sorgen es betrüben wollen.

(Heinrich Heine, Reisebilder, 1828)

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