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29. März 2009

Wo bleibt das Konzept?

Es gibt einiges zu besprechen auf dem G20-Gipfel diese Woche in London. Die Finanzmärkte sind nämlich völlig aus den Fugen, und niemand weiß so recht, wie sie sich weiter entwickeln werden. Gefragt sind in dieser Situation speziell die USA, vor allem deshalb, weil sie Geld aus der ganzen Welt gehortet haben: „Die US-Regierung sollte auf den Erhalt ihrer Kreditwürdigkeit achten, ihre Verpflichtungen erfüllen und die Sicherheit der (...) Vermögenswerte garantieren.“
Ein spanndendes Zitat! Es stammt nicht von Multimilliardären oder den Zockern an den Börsen, es stammt vom chinesischen Premierminister Wen Jiabao. Ausgelassen habe ich nur das Attribut „chinesischen“. Das kommunistische China hat also Angst um seine in den kapitalistischen USA veranlagten Vermögenswerten in der Höhe von 1,5 Billionen US-Dollar! Der Wirtschaftsjournalist Harald Schumann („Die Globalisierungsfallen“) beschreibt diese verqueren Zusammenhänge in einem Artikel in der „Zeit“: „Lücken auf der Agenda der G20“.
Ich verstehe die Kritiker (z.B. zu meinem gestrigen Beitrag auf diesem Blog), die die „formelhafte Leere“ verurteilen, demokratische Finanzkontrolle „mit diesen Politikern“ für unmöglich halten etc. Auch die Forderung nach einem Gegenkonzept ist richtig: Nur bitte nicht schon wieder eine alleinseeligmachende Theorie einfordern! Davon haben wir im 20. Jahrhundert von jeder Seite nämlich mehr als nur genug bekommen.
Und eines sei auch vermerkt: Wer seine Kraft und sein politisches Know-how in sektiererische Projekte mit praktisch keiner Resonanz steckt, sollte etwas zurückhaltender sein in der Abqualifizierung von Parteien und Einzelpersonen, die zumindest Gegenentwürfe präsentieren. Die gestrigen Proteste gegen den weltweiten Finanzirrsinn hatten eine klare Botschaft, aber natürlich kein eindeutiges Konzept für eine neue Wirtschaftsordnung. „Wo bleibt das Konzept?“ - ist daher eine gute Frage. Die Antwort wird die kritische Gegenöffentlichkeit hoffentlich bald geben können.

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Kommentare
Sibirischer Winkelzahnmolch (Gast) - 29. Mär, 18:55

Worte zum Sonntag

1) "Wer seine Kraft und sein politisches Know-how in sektiererische Projekte steckt ..." sorry, Herr Dr. Walser, aber auch die "Grünen" sind ein politisch-sektiererisches "Projekt" - wer - ausser Sie selbst - sich sonst von dieser Formulierung angesprochen fühlen sollte, ist mir schleierhaft!
2) Sowohl vom Staat gewährte Bürgschaften als auch tatsächliche Finanzspritzen bekommen die Empfänger dieser Maßnahmen nicht zum Nulltarif - geht wirtschaftlich letztlich alles gut mit jenen, die diese Bürgschaften und Finanzspritzen erhalten, steigt der Staat sogar mit einem Gewinn aus - wollen wir es hoffen.
3) Neue, strengste "Spielregeln" für die Finanzmärkte, Banken, Versicherer, etc. weltweit sind dringend erforderlich - anzufangen wäre bei den Ratingagenturen, die das ganze Dilemma ausgelöst haben, indem sie hübsch verpackte, tatsächlich aus faulen Immobilienkrediten gebastelte "Wert"papiere mit besten Bonitäten ausgestattet haben und somit letztlich weltweit Käufer dieser Papiere um Milliarden gebracht haben!

rauch - 29. Mär, 19:16

"das ganze Dilemma ausgelöst"...

...haben nicht nur die Ratingagenturen. Da war schon ein bisschen mehr notwendig und die Ursachenforschung reicht weiter zurück. Für manche sogar bis 1973 und dem Ende von Bretton Woods. Sicher mit eine der Hauptursachen war die Aufhebung der strikten Trennung von Investment- und Geschäftsbanken in der Folge auch die vollkommen veränderten Bilanzierungsvorschriften für die Banken (hier kommen dann sehr wohl die Ratingagenturen ins Spiel). Dass ebendiese Bilanzierungsvorschriften auch von den Europäern übernommen wurden (werden mussten...) hat mit dazu beigetragen, dass der Scherbenhaufen über die ganze Welt verstreut ist....
Was die Bürgschaften und Finanzspritzen betrifft wäre es nett, wenn die Bedingungen von jenen gestellt würden, die das Geld geben und nicht von jenen, die es nehmen (so ist er nämlich de facto!).
Und zuletzt: die größten Sektierer waren wohl jene, die mit geradezu manischer Versessenheit gepredigt haben, dass Märkte im Grund nur vernunftgesteuert und somit zum Nutzen aller reagieren, immer schön entlang der Gesetzmäßigkeit von Angebot und Nachfrage. Dass ausgerechnet der vermeintlich rationalste Marktplatz der Welt vor allem von "Angst" und "Gier" getrieben war, ist ihnen entgangen.
Dagegen sind die Grünen, mit Verlaub, ein Hort der Vernunft und Weitsicht.

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